#Windkraft

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Ein Beitrag von Axel Höpner

Das geplante Windkraftprojekt läuft – hier Antworten auf die wichtigsten Fragen

Das geplante Windkraftprojekt in Gauting hat viele Fragen und Sorgen ausgelöst. Die Windräder werden den Anblick der Landschaft teilweise verändern, für den Aufbau werden viele Lastwagenfahrten durch Gautinger Ortsteile notwendig sein.
Wir „Menschen für Gauting“ haben die Informationen bei der Versammlung im Bosco gesammelt und im Anschluss weitere Fragen aus der Bevölkerung aufgenommen und an das planende Büro Sing geschickt. Hier Antworten auf die wichtigsten Fragen aus den verschiedenen Quellen. Bei Ergänzungen gern melden.

1. Warum Windkraft in Gauting?

Dafür gibt es zwei Gründe: Es gibt bereits bestehende Vorratsflächen, auf denen ein privilegiertes Baurecht besteht. Wenn hier jemand Windräder aufstellen will, muss die Gemeinde das aufgrund der geltenden Rechtslage genehmigen.
Der Gemeinderat hat also nicht zu entscheiden, ob er Windkraft in Gauting will oder nicht. Er kann nur Einfluss auf das „Wie“ nehmen. Auch deshalb wird es laut Bürgermeisterin kein Ratsbegehren geben.
Doch gibt es in Gauting auch im Gemeinderat den politischen Willen, die Erneuerbaren Energien ausbauen. Die Gemeinde hat sich zu den Klimazielen des Landkreises bekannt. Der Ukrainekrieg mit seinen Folgen hat zudem gezeigt, wie wichtig eine gewisse Autarkie ist. Bislang gibt es vor allem in Norddeutschland viele Windräder. Allerdings gibt es nur begrenzte Netzkapazitäten, den Strom in den Süden zu bringen. Es dohen zudem unterschiedliche Strompreiszonen, wenn der Süden keinen Beitrag leistet.

2. Was für Projekte sind in Gauting geplant?

In Gauting sollen an zwei Standorten Windräder aufgestellt werden, grob gesagt zwischen Königswiesen und Hausen sowie zwischen Buchendorf und Wangen. Die angedachten Standorte sind mehr als 1000 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt. Dabei hat der Gemeinderat beschlossen, dass zunächst nur maximal jeweils vier Turbinen aufgestellt werden dürfen – möglich wären laut Planern jeweils etwa acht.
Geplant ist ein Projekt gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Sing ähnlich wie in Berg. Die Bürger sollen sich finanziell beteiligen können, wenn sie dies möchten. In Berg kann man sich auch gut ansehen, wie die Belastung für die Natur in etwa noch aussieht, wenn die Windräder erst einmal stehen.

3. Wie hoch ist das finanzielle Risiko für die Gemeinde? 

Die Gemeinde geht bei den Millioneninvestitionen nicht ins finanzielle Risiko. Es entstehen gewisse Kosten zum Beispiel für Gutachten. Die Gemeinde muss sich aber nicht an der Betreibergesellschaft beteiligen – außer, sie möchte aus finanziellen Gründen dort Geld anlegen oder mit einem kleineren Anteil an der Bürgerwind Gauting GmbH an Bord sein.
Im Gegenteil soll die Kommune profitieren: Die Betreiber sagen eine Kommunalabgabe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde zu. Eine Anlage könnte der Gemeinde so gut 20.000 Euro im Jahr einbringen – insgesamt wären das 160.000 Euro für den klammen Haushalt. Dazu kommt mögliche Gewerbesteuer.

4. Wie stark sind die Eingriffe in die Natur? 

Noch gibt es nur eine grobe Planung. Grundsätzlich gilt: In der Errichtungsphase werden etwa 6000 Quadratmeter Fläche pro Windrad benötigt, die Hälfte davon wird danach vor Ort wieder aufgeforstet. Etwa 3000 Quadratmeter Wald fallen am Standort also dauerhaft weg, dafür sollen Ersatzwaldflächen aufgeforstet werden. Die Fundamente für jedes Windrad haben laut Büro Sing einen Durchmesser von 25 Metern und eine Tiefe von 0,5 Metern.

5. Wie sieht es mit der Zufahrt aus beim Aufbau? 

Laut Sing werden für die Zuwegung etwa 4,5 Meter breite Kieswege benötigt, mit sechs bis sieben Meter „Lichtraumprofil“. Die Nutzung von bestehenden Wegen habe Priorität. Wege müssten allenfalls leicht verbreitert werden, dies geschehe temporär während der Bauphase und werde wieder zurückgebaut. Am Standort Buchendorf/Wangen ist angedacht, wie bei anderen Projekten eine eigene, temporäre Autobahnausfahrt anzulegen. Der Weg zum Standplatz wäre dann vergleichsweise kurz.

6. Wie sieht es mit der Verkehrsbelastung beim Aufbau aus? 

Laut Sing sind pro Windrad ganz grob etwa 300 Lastwagenfahrten notwendig, davon rund ein Dutzend Schwertransporte. Die Fahrten verteilen sich auf die Bauzeit. Zum Vergleich: Auf unseren größeren Straßen sind täglich 5.000 bis 15.000 Autos unterwegs, darunter unter anderem durch die Kiesgruben viel Lastwagenverkehr.

7. Wie sieht die CO2-Bilanz einschließlich Aufbau etc aus?

Die CO2-Bilanz ist laut Betreibern klar positiv. Die Einsparung im Laufe der Betriebszeit im vergleich zu konventioneller Stromerzeugung schlägt bei weitem den Verbrauch bei Produktion und Transport. Auch energetisch haben sich Windräder in weniger als einem Jahr amortisiert. Mehr Infos gibt es unter Energieatlas Bayern.

8. Wie oft muss Strom billig nach Österreich abgegeben werden oder die Windräder wegen Netzüberlastung abgeschaltet werden?

Die Antwort des Büros Sing: „Wo genau der Windrad-Strom im physikalischen Sinne hingeht, ist natürlich nicht auf die kWh genau nachzuweisen. Allerdings wurden im industrielastigen Bayern in den letzten Jahren sehr viele Atomkraftwerke abgeschaltet, daher ist in Bayern grundsätzlich ein hoher Bedarf gegeben.
Zum Thema Abschaltungen: Wir betreiben seit 2014 diverse Windräder und PV-Anlagen in ganz Südbayern. Wegen Netzüberlastung abgeschaltet werden mussten Anlagen bei uns bisher ein mal, das war der 01.05.2017 (Feiertag, daher wenig Strombedarf, es war windig und sonnig). Daher ist die Abschaltung wegen Netzüberlastung ein großer Mythos. Das passiert in Norddeutschland häufig, hier bei uns defacto nicht.“

9. Kann Windenergie in Bayern wirtschaftlich sein?

In Norddeutschland und auf hoher See sind Windräder oft noch effizienter. Allerdings wurden bei den Turbinen in den vergangenen Jahren technologische Fortschritte gemacht. Wegen der EEG-Mindestvergütung von aktuell elf Cent pro Kilowattstunde lässt sich zudem gut kalkulieren. Die Betreiber rechnen aktuell zum Beispiel für das Projekt Königswiesen mit einer Eigenkapital-Rendite von rund sechs Prozent für die Bürgerbeteiligung.

10. Rechnen sich solche Projekte auch noch so gut angesichts der aktuell steigenden Zinsen und wie lange sind die 11 Cent Mindestvergütung garantiert?

Antwort Sing: „Ja, nur wirtschaftliche Projekte werden von uns realisiert. Grundsätzlich ist es ja so, dass der Markt die Preise steuert, daher werden die Vergütungen in einem Wettbewerb (der Ausschreibung der Bundesnetzagentur) vergeben.
Diese aktuell steigenden Zinsen betreffen alle Projekte deutschlandweit, daher reagieren auch die Vergütungen in der Ausschreibung deutschlandweit darauf.“

11. Wie stehen die Menschen für Gauting/Piraten zu dem Projekt?

Wir „Menschen für Gauting“ sind überzeugt, dass auch die Gemeinde im Kampf gegen den Klimawandel einen Beitrag zu Energiewende und Autarkie leisten sollte, und unterstützen daher das Projekt grundsätzlich. Bayern hatte die notwendigen Stromautobahnen vom Norden in den Süden lange verzögert, umso dringlicher ist nun der Ausbau der Erneuerbaren bei uns. Auch wenn bei der Energiewende manches vermurkst wurde: Der Anstieg des Anteils der Erneuerbaren an der Energieerzeugung im vergangenen Jahr hat die Abhängigkeit von Lieferanten wie Russland und den CO2-Ausstoß verringert.
Das gewählte Modell mit der Bürgerbeteiligung erhöht die Akzeptanz in der Bevölkerung. Sollte das Projekt so nicht zustande kommen, könnte jeder beliebige Investor einen Bauantrag stellen.
Der Aufbau wird zu einer temporären Verkehrsbelastung der Bevölkerung in Ortsteilen führen – wie bei größeren Bauprojekten wie dem Karls oder der AOA-Bebauung auch. Wenn das Projekt sinnvoll ist und eine klar positive CO2-Bilanz hat, sollte das nicht automatisch ein Verhinderungsgrund sein. In Deutschland wurden an Land mehr als 30.000 Windräder aufgestellt, auch Bayern hat von dem damit produzierten Strom profitiert. Wir werden uns aber dafür einsetzen, dass die Belastungen so gering wie möglich gehalten werden, wenn das Projekt zustande kommt.